16.07.2009

Rezension: "Die Kinder des Nebels" von Brandon Sanderson

Titel: Die Kinder des Nebels
Originaltitel: Mistborn: The Final Empire


Genre: High Fantasy

Seitenanzahl: 896
Seitenanzahl O.: 672


Erscheinungsdatum: 07/09
Erscheinungsdatum O.: 2006

Bewertung: 7 von 10 Sternen

Reihe: Die Kinder des Nebels, Krieger des Feuers, ...

Die Kinder des Nebels ist der Auftakt zu Brandon Sandorsons neuer Trilogie.In ihr zeichnet er seine Vision einer Welt, in der prophezeite Retter der Welt versagt, und das Böse triumphiert hat. Von einem roten Himmel regnet Asche herab, des Nächtens verschleiern unheilverkündende Nebelschleier die Sicht. Abertausende Skaa schuften ohne Hoffnung in den Feldern und Fabriken der Oberschicht, nicht besser gehalten als Tiere. Die Oberschicht selbst wird von Obligatoren (Bürokraten) und Inquisitoren an der kurzen Leine gehalten und über alledem trohnt die Hand Gottes, der allmächtige und unsterbliche Lord Ruler.
Eine Rebellengruppe hat sich zum Ziel gesetzt das Letzte Reich zu stürzen und kontaktiert den berühmten Skaa-Meisterdieb Kelsier und seine Truppe. Kelsier, ein Mistborn, hat seine eigenen Gründe das Letzte Reich stürzen zu wollen und hat seine Pläne längst in Bewegung gesetzt.
Brandon Sanderon ist ein kompetenter Geschichtenerzähler. Eingenommen hat er mich mit seiner Leidenschaft für ungewöhnliche Ansätze und ausgefallene Magiesysteme. In der Mistborn-Trilogie ist es Allomantik, die Fähigkeit mittels Metallen (magische) Kräfte freizusetzen. Diese vererbliche Fähigkeit besitzen hauptsächlich Adelige, weshalb es ihnen verboten ist, mit Skaa Verbindungen einzugehen. Mistings können ein allomantisches Metall "verbrennen" die seltenen Mistborns, wie Kelsier, alle 13.
Bevor ich noch weiter aushole, versichere ich einfach, dass das Konzept faszinierend ist und Brandon Sanderson zurecht stolz darauf sein kann. Das verzeiht allerdings nicht seine Neigung zu Infodumping. Er erklärt beinahe zuviel, was auf Kosten des Leseerlebnisses geht. Auch seine Figuren lässt er die Planung der Rebellion lang und breit (aber erstaunlich detailarm) durchkauen. Ein unglücklicher Nebeneffekt dabei ist, dass mich diese Planung in ihrer Komplexität und Ausführung an die Organisation einer Party erinnert, (inkl. Brainstorming und Aufteilung der Aufgaben: A kümmert sich um Rekrutierung, B um die Ausbildung der Truppen, C um die Infiltration des Adels, D um die Infiltration der Inqisitoren, D um den Krieg zwischen den Adelshäusern).
Zum Glück stellen sich alsbald Schwierigkeiten ein, die ein Abweichen vom allzu simplen Plan erforderlich machen und gegen Ende wird ersichtlich, dass Kelsier seinen Freunden nicht in sämtliche Einzelheiten eingeweiht und das eine oder andere Ass im Ärmel versteckt gehalten hatte. Auch Sandersons Post-Prophezeiung-Szenario ist gut umgesetzt.
Als besonders netten Touch empfand ich die Auszüge aus dem Tagebuch des gescheiterten Retters, die jedes Kapitel einleiten und auch in der Geschichte selbst eine wichtige Rolle spielen. Allerdings, und das ist reine Geschmackssache, hätte ich mir gewünscht, dass die Brutalität und Grimmigkeit der Welt mehr in Sandersons Stil durchscheinen (zb. wie bei Steven Erikson). Der Autor ist zu sehr von traditioneller, leichter High Fantasy geprägt um diesen Schritt zu setzen. Zusätzlich sorgen humorvolle Momente (nicht im Übermaß) sowie die sympathischen Hauptcharaktere für Aufhellung.
Die Nebenfiguren sind etwas flach geraten, Ausbaupotential ist immerhin erkennbar.
Insgesamt überwiegen aber die positiven Eindrücke, zumal manche genannten Schwächen reine Geschmacksfragen sind.