30.04.2009

Rezension: "Mean Streets" Anthologie

Titel: Mean Streets (Novellen Anthologie)

Autoren: Jim Butcher, Simon R. Green, Kat Richardson, Thomas E. Sniegoski

Genre: Paranormale Fantasy

Trade, Seitenanzahl: 368

Erscheinungsdatum:
01/09

Bewertung: 7 von 10 Sternen

Novellen aus den Reihen: Dresden-Files, Tales of the Nightside, Greywalker Series, Remy Chandler Novels

Mean Streets enthält 4 Novellen, die Detektive in Paranormaler Fantasy zum Thema haben. Mit einem Zugpferd, einer ausgezeichneten Novelle, einer etwas schwächeren und einer, die man nur als „Geschmacksache“ bezeichnen kann, ist die Auswahl recht gelungen und bietet einen guten Überblick über das Feld.

The Warrior von Jim Butcher: 8 Sterne
Jim Butchers Dresden Novelle ist das Zugpferd der Anthologie und der Grund, warum ich sie mir zugelegt habe. The Warrior spielt zwischen den Romanen Small Favor und Turn Coat. Harry Dresden fühlt sich schuldig, weil sein Freund Michael im Kampf gegen die Denarians so schwer verletzt wurde und sein heiliges Schwert aufgeben musste. Nun wird seine Familie von einem religiösen Fantatiker bedroht und Harry zieht alle Register um sie zu beschützen.
Ich glaube, dass man die Geschichte auch ohne Vorkenntnis lesen kann, ein Großteil ihres Charmes würde dann allerdings verloren gehen, da sie sich hauptsächlich um die Charaktere dreht.


The Difference A Day Makes
von Simon R. Green: 4 Sterne

Simon R. Green hat einen markanten Stil, der mir überhaupt nicht zusagt. Sein Protagonist ist einer jener Detektive, die man aus schwarz-weiß Filmen kennt – sitzt cool wie Eis in einer Bar und trinkt Whiskey, rettet schöne Frauen und bleibt selbst in haarigsten Situationen unbeeindruckt und unberührt. Anstatt Emotionen, beschreibt er, was in der Umgebung vor sich geht. Selbst wenn sich dutzende Roboter auf ihn stürzen hat man nie das Gefühl, dass er in wirklicher Gefahr ist oder dass es um etwas Bedeutendes geht. Wenn der Protagonist Langeweile verspürt, wie soll es einem dann als Leser gehen? Die 25 Seiten dauernde Autofahrt in einer 70 Seiten Novelle hilft auch nicht gerade die öde Handlung in Schwung zu bringen.

The Third Death of the Little Clay Dog
by Kat Richardson: 8 Sterne

Von dieser Geschichte habe ich mir wenig erwartet, da mir Greywalker, der Auftakt zur Greywalker Reihe, nicht gefallen hat. Doch offensichtlich hat die Autorin in der Zwischenzeit schreiben gelernt. Trotz seines umständlichen Namens ist The Third Death of the Little Clay Dog die mit Abstand beste Novelle der Anthologie. Komplexe und spannende Handlung, tolles Setting und eine kompetente und zielgerichtete Privatdetektivin mit einer ungewöhnlichen Fähigkeit haben mich mit ihrer Qualität beeindruckt. Ich glaube, ich werde dieser Reihe eine zweite Chance geben.

Noah’s Orphans von Thomas E. Sniegoski: 6 Sterne
Bislang habe ich noch nichts von Thomas Sniegoski oder seiner Remy Chandler Reihe gehört. Was ich in Noah’s Orphans gelesen habe, hat mich auch nicht 100%ig überzeugt. Remy Chandler, alias Remiel, ist ein auf Erden lebender Engel. Seit er seine Frau an den Krebs verloren hat, muss er darum kämpfen seine Menschlichkeit nicht zu verlieren. Darum ist er nicht begeistert, als er den Mord Noahs (ja, der mit der Arche) aufklären soll und in himmlische Spielchen verwickelt wird.
Die Geschichte hat einiges Potential, aber die Ausführung ist allenfalls mittelmäßig. Für einen Jahrtausende alten, überaus mächtigen Engel wird Remy viel zu gewöhnlich dargestellt. Joe Average wäre interessanter. Die Handlung hat einen laaangen Aufbau, während die Auflösung viel zu bequem und rasch kommt. Auch das Gottesbild hat mir als Katholikin missfallen. Es ist das eines strafenden, selbstsüchtigen und gleichgültigen Gottes, der Spielchen mit Engeln und Menschen gleichermaßen treibt. Ich bin weder streng gläubig, noch erzkonservativ und ich kann anerkennen, dass es sich hier um Fiktion handelt, aber dennoch störte mich diese Novelle auf einer fundamentalen Ebene.

28.04.2009

Vorschau: Mai 2008

Im April habe ich mich ganz gut geschlagen. Bis auf Peter V. Bretts Painted Man habe ich alle geplanten Rezensionen geschrieben sowie einige neue. x

Im Mai 2009 möchte ich folgende Fantasyromane rezensieren:

- White Witch, Black Curse von Kim Harrison x

- Mean Streets - Novella Anthologie mit Jim Butcher, Kat Richardson, Simon R. Green und Thomas Sniegoski (PF) x

- Turn Coat von Jim Butcher (PF)

- Thunderer von Felix Gilman (HF)

- Living with Ghosts von Kari Sperring

- The High Kings Tomb/Der schwarze Trohn von Kristen Britain (HF)

- Lord of Snow and Shadows/Eis und Schatten von Sarah Ash (HF)

- In the Eye of Heaven/Im Auge des Himmels von David Keck (HF)

- Kitty takes a Holiday/Die Stunde der Jäger von Carrie Vaughn (PF) x

Das Problem dabei ist, dass ich mich bei manchen von ihnen schon seit Jahren erfolgreich weigere, sie fertig zu lesen. Na ja, wir werden sehen, was sich machen lässt.
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Ungeplante Rezensionen im Monat Mai:

Warbreaker von Brandon Sanderson (HF) x

Rezension: "Blue Diablo" von Ann Aguirre

Titel: Blue Diablo

Autor: Ann Aguirre

Genre: Paranormal Romance

PB, Seitenanzahl: 336

Erscheinungsdatum:
04/09

Bewertung: 7 von 10 Sternen

Reihe: Blue Diablo, Hell Fire (2010), Shady Lady (2011)



Schwerpunktmäßige Paranormale Romance Leser werden diesem Buch mehr abgewinnen können als ich. Blue Diablo mag als Paranormaler Fantasyroman vermarktet werden, inhaltlich dominiert allerdings die (Nicht-)Beziehung zwischen den Protagonisten (ca 40:60).

Corine Solomons Mutter war eine Hexe. Als ein aufgebrachter Mob ihr Haus niederfackelte, vermachte sie ihrer Tochter eine spezielle Gabe. Wenn Corine ein Objekt berührt und sich konzentriert, weiß sie um seine Vergangenheit. Doch das Feuer, das ihre Mutter tötete, zeichnet auch sie. Besonders metallene Objekte hinterlassen schwere Brandwunden, wenn Corine sie liest. Beinahe wäre sie dadurch gestorben. Also verließ sie ihren Liebhaber und Manager, mit dem sie gemeinsam Fälle löste, und begann ein neues, ruhigeres Leben in Mexiko.

Eines Tages steht ihr Exfreund wieder vor ihrer Tür. Er braucht Corine um seine entführte Mutter zu finden. Corine mochte Chance Mutter und will ihr helfen. Doch ist es eine gute Idee, sich ihrem Exfreund anzuvertrauen?

Einige Dinge werden in Blue Diablo gekonnt umgesetzt. Ann Aguirre, die selbst in Mexiko lebt, hat ihre Geschichte in Mexiko und dem angrenzenden Texas angesiedelt und schafft es die lateinamerikanische Atmosphäre perfekt zu transportieren. Praktisch im Vorübergehen erhält man Einblicke in Geisteshaltung und Lebensweise, von der Küche bis zur Arbeitsmoral. Eine große Rolle spielt die allgegenwärtige Kriminalität. Dass sich die Kartelle des Paranormalen bedienen, ist eine logische Konsequenz ihres Settings und macht die Geschichte umso spannender. Ich sage nur: Zombies!
Weiters hat die Autorin Corine als Ich-Erzählerin gewählt und hat eine sehr flüssige, emotionale Erzählweise. Leider fehlt manchmal Klarheit und Struktur und sie wiederholt sich oft in ihrem Inhalt. Das bringt mich auch schon zum Punkt, der mir so missfallen hat.
Nach langer Zeit arbeitet Corinne wieder mit ihrem Exfreund zusammen, der mit seinem Ex-Status allerdings nicht zufrieden ist und sie zurückgewinnen möchte. Obwohl keine Passage aus seiner Sicht geschildert wird, wird seine Aufrichtigkeit immer spürbarer. Corine fühlt sich zu Chance hingezogen, will sich aber nicht noch einmal die Finger verbrennen. Zudem gibt es da noch einen heißen Cop, der auf sie steht und einen Gentleman im fernen England. Der Werbungstanz zwischen Corine und Chance dominiert das Buch und das ständige „Ich will ihn – Ich will ihn nicht – Ich vertraue ihm nicht – Er hatte gute Gründe – Man, ist er heiß – Klar kannst du bei mir im Bett schlafen, aber alles ganz keusch!“ wird bald alt. Manchen mag das gefallen, doch in meiner Bewertung kostete das Blue Diablo einen Stern.
Einen kleineren Minuspunkt bekam die Autorin für die Hauptfigur, an der ich nicht so recht Gefallen finden konnte. Grundsätzlich ist Corine interessant – ihre Fähigkeit, ihre Vergangenheit, die Tatsache, dass sie eine etwas vollere Figur hat. Doch ihr ständiges „Ich will – ich will nicht“ nervte mich gewaltig, ebenso dass jeder männliche Single auf sie abzufahren scheint. Außerdem scheint sie mir ungeeignet für die Kämpfe und Actionszenen, in die sie sich stürzt. Corine kann weder kämpfen, noch schießen und muss trotzdem im wildesten Gefecht mit dabei sein. Dass sie die entscheidenden Handlungen in solchen Szenen setzt, ist sowieso klar. Urgh.
Ständige Wiederholung von Inhalten, ein Paarungstanz, der die Haupthandlung vernebelt und eine mir nicht sympathische Hauptfigur ergeben 7 solide Sterne.

24.04.2009

Rezension: "Corambis" von Sarah Monette

Titel: Corambis

Autor: Sarah Monette

Genre: High Fantasy

HC, Seitenanzahl: 432

Erscheinungsdatum:
04/09

Bewertung: 7 von 10 Sternen

Reihe: Melusine, The Virtu, The Mirador, Corambis


Corambis
ist der letzte Teil des Doctrine of Labyrinths Quartets. Man folgt dem Zauberer Felix Harrowgate und seinem Halbbruder Mildmay auf dem Weg in ihr Exil, wo sie in das Nachspiel eines Bürgerkrieges geraten.

Kay, Marktgraf von Rothmailin, ist der einzige überlebende Feldherr der Rebellion. In seiner Verzweiflung wollte sein Prinz ein altes Artefakt reaktivieren, eine Maschine, die den Legenden nach Calloxa vor seinen Feinden beschützen sollte. Stattdessen kamen er und seine Gefolgsleute grausam ums Leben. Nur Kay überlebte wie durch ein Wunder. Nun dient er Corambis als Sündenbock und muss die Schmach alleine tragen.

Man merkt deutlich, dass die Autorin sich mehr Zeit für diesen Roman nehmen konnte. Er macht einen sehr glatten, ausbalancierten Eindruck.
Wie immer glänzt Sarah Monette durch ihre Sprache, ihre Ich-Erzähler sind ausdruckstark und individuell und faszinieren auf voller Linie. Sie bringt den Beweis dar, dass ein Protagonist nicht liebenswürdig oder sympathisch sein muss, um eine Geschichte tragen zu können. Er muss nur faszinierend genug sein. Felix ist das ohne jeden Zweifel. Neben ihm und Mildmay wird ein neuer Ich-Erzähler eingeführt, Kay. Anstatt wie ein Mauerblümchen neben diesen starken Charakteren zu verblassen, hatte er die interessanteste Geschichte und das ist mehr als ich erwartet hatte.

Die Handlung (noch die der stärkste Punkt Monettes) fließt natürlich ohne große Löcher ihrem anvisierten Ende entgegen, dass Felix und Mildmay an einem besseren Platz lässt. Besonders schön kann man Felix Charakterentwicklung mitverfolgen. Endlich schließt er Frieden mit sich und seiner Vergangenheit , was aber nicht heißen soll, dass er nicht noch immer ein temperamentvolles A* sein kann ;-) Milday steht weniger im Zentrum, sondern unterstützt seinen Bruder auf seiner Reise. Dabei ist er berührend und liebenswürdig wie immer.
Allerdings hat die Handlung, abgesehen von dieser Charakterentwicklung, inhaltlich nicht viel zu bieten. Es fehlen Drama, Action und Spannung. Konfliktpotential wäre genug vorhanden, aber Monette macht nicht viel daraus. Stattdessen poliert sie die Handlung stromlinienförmig zurecht. Das Resultat ist hübsch anzusehen, aber nicht aufregend.

Anstatt mit einem Knaller endet das Doctrine of Labyrinths Quartet mit einem leisen "Schön war's" (was man vom Cover nicht behaupten kann).
Corambis ist definitiv nur ein Buch für Fans, die mit der Reihe vertraut sind und am weiteren Schicksal von Felix und Mildmay interessiert sind.

23.04.2009

Rezension: "Breath and Bone" von Carol Berg

Titel: Breath and Bone

Autor: Carol Berg

Genre: High Fantasy

HC, Seitenanzahl: 432

Erscheinungsdatum:
05/08

Bewertung: 7 von 10 Sternen

Reihe: Flesh and Spirit, Breath and Bone


Flesh and Spirit, Teil eins des Lighthouse Duetts, hatte ich vor ungefähr einem Jahr gelesen und ich konnte mich noch gut an Charaktere und Handlung erinnern. Also hielt ich ein neuerliches Lesen für unnotwendig. Deswegen kann ich nicht zu 100% sagen, ob die Schwierigkeiten, die mir Breath and Bone bereiteten, aus dieser Fehleinschätzung resultieren oder auf einer Schwäche des Buches beruhen. Ich vermute, es ist eine Mischung aus beidem.

Das von Bürgerkrieg, Pestilenz und Naturkatastrophen geplagte Narvonne geht einem langen Winter entgegen. Selbst die Bastion des Wissens, der Leuchtturm, wird von Verrätern bedroht. Der Bastardprinz Osriel hofft die Antwort in seinen dunklen Künsten finden zu können, doch seine Wahrnehmung ist beschränkt. Valen weiß, dass die Ursache allen Übels mit dem Schwinden der Danae zu tun hat. Wird sein Meister ihn lange genug ziehen lassen um eine Lösung zu finden und werden die Danae ihm zuhören?

Im Gegensatz zum ruhigen Flesh and Spirit, fängt Breath and Bone mit Drama, Action und großen Enthüllungen an und lässt kaum nach. Was in Theorie gut klingt, wirkt – aus mehreren Gründen – diffus.
Valens Sprache (er ist der Ich-Erzähler) ist schön, blumig, aber auch gewöhnungsbedürftig. Am besten kommt sie bei der Beschreibung von inneren Konflikten, Landschaften und ähnlichem zur Geltung. Für geradlinige und temporeiche Actionszenen eignet sie sich weniger. Die Sprache erscheint dann zu umständlich, zu aufgebläht und gleichzeitig zu hektisch, weil sie für wenig Action viele Worte benötigt. Ich muss deutlich sagen, dass dies kein Fehler der Autorin ist – sie behält Valens Sprache selbst in schwierigen Situationen bei – doch das Ergebnis ist ungünstig.
Weiters hat sich Berg zuviel Handlung für den zweiten Teil aufgehoben und muss nun in kurzer Zeit jede Menge Erkenntnisse, Charakterentwicklung und Auseinandersetzungen unterbringen. Was passiert ist toll, keine Frage. Besonders die Begegnungen mit den Danae haben mich fasziniert. Ihre ätherische Fremdartigkeit, ihre Naturverbundenheit und ihre Liebe zum Tanz, aber auch ihre Arroganz werden perfekt dargestellt. Gemeinsam mit Valens seltsamen Talent für Karten sind sie das Highlight des Buches. Doch der Handlungsbogen bietet kein schönes, ausgewogenes Bild. Manchmal zu hektisch, dann wieder ausladend will er allem Rechnung tragen und kommt immer wieder zu kurz.
Was mir in Bergs Romanen noch nie gefallen hat, ist ihr Umgang mit Liebesbeziehungen. Trifft der Held auf eine (scheinbar) gefühlskalte, dominante und kompetente Frau, die er nicht ausstehen kann, kann man sich sicher sein, dass er ihr am Ende verfallen ist. So ist es auch in
Breath and Bone.

Das klingt alles sehr negativ, und ja, ich muss sagen, ich hatte mehr erwartet. Wenn mich ein Buch erst ab Seite 200 packt, ist das ein schlechtes Zeichen.
Doch
Breath and Bone hat auch viele positive Seiten. Das Setting, das Exotisches mit Vertrautem vereint, die vielschichtigen Charaktere und die faszinierende Handlung (auch wenn die Darbietung nicht immer optimal ist) entschädigen so einiges und machen den Roman trotz seiner Schwächen lesenswert.

22.04.2009

Rezension: "Flesh and Spirit" von Carol Berg

Titel: Flesh and Spirit

Autor: Carol Berg

Genre: High Fantasy

HC, Seitenanzahl: 432

Erscheinungsdatum:
05/07

Bewertung: 8 von 10 Sternen

Reihe: Flesh and Spirit, Breath and Bone

Dass Carol Berg schreiben kann, wusste ich ja. Nur leider hat sie die Neigung ihre Ideen zu recyclen, sodass ihre bisherigen Werke (Rai-kirah Trilogie, Song of the Beast, Bridge d'Arnath Reihe) unwillkommen starke Parallelen aufwiesen. Das wiederum lies mich zögern ihren neuesten Zyklus, The Lighthouse Duett, zu kaufen. Zu meiner Freude erfüllten sich meine Befürchtungen nicht. Die Ähnlichkeiten halten sich in Grenzen und sind durchwegs positiv. So brilliert die Autorin mit dem Portrait ihres Hauptcharakters, der (wieder einmal) ein Ausgestoßener ist, sowie mit einer vielschichtigen Handlung. In Kombination mit dem ungewöhnlichen Magiesystem, dem Weltenentwurf (Welt, die kurz vor der Apokalypse steht) und dem Hauptschauplatz (ein Mönchskloster, das ein Hauch von Der Name der Rose umgibt) ergeben sie ein gelungenes Ganzes.

Reinblüter leben ein Leben im goldenen Käfig. Einerseits haben die Zauberer großen Einfluss und viele Privilegien, doch Freiheit und Selbstbestimmung gehören nicht dazu. Von der Wiege bis in den Tod wird ihr Leben vom Familienoberhaupt, dem Besitzer ihres Arbeitsvertrages und dem Amt für Erhaltung der Blutlinien (Pureblood Registry) bestimmt. Für Valen, dem seine Mutter einen Tod in Wasser Blut und Eis prophezeit hat, ist es Grund genug, Reißaus zu nehmen. 12 Jahre lang taucht er erfolgreich unter, bis ihn sein Glück verlässt. Verwundet und ausgeraubt droht er im Schneeregen zu erfrieren, bis ein vorbeifahrender Mönch ihn rettet.
Im nahegelegenen Kloster findet Valen Heilung und Zuflucht und da er nichts Besseres vorhat, beschließt er in den Orden einzutreten. Der Abt ist nur zu bereit ihn aufzunehmen, denn Valens einziger Besitz, ein Atlas, soll Karten enthalten, die in das Reich der Danae führen (Danae sind eine Mischung aus Elfen und Engeln).
Bald bemerkt Valen, dass das Kloster mehr ist als ein Ort des Gebetes und er wird in einen Sumpf aus Intrigen und Verschwörungen gezogen. Die Mönche bereiten sich auf die Zeit nach der Apokalypse vor, während der Kampf um die Thronfolge mit unverminderter Wut anhält, die Magie weiter schwindet und Apokalyptiker das Land unsicher machen. Und dann holt Valens Vergangenheit - seine Familie - ihn ein ...

Bei aller Begeisterung gibt es aber auch ein paar kleinere Kritikpunkte. Carol Berg baut aus zahlreichen Elementen eine faszinierende, vielschichtige Geschichte. Als überflüssig und halbgar habe ich jedoch Valens Drogenabhängigkeit empfunden. Gewiss, sie ist ein handlungsbestimmendes Element (wichtig für Motivation der Hauptfigur sowie für gewisse Wendungen), doch ihre Ausformung ist misslungen. Der doulon ist eine Mischung aus Zauberspruch und Opiat, der Schmerz in Lust umwandelt, und dem Valen immer mehr verfällt. Der Lust-Faktor findet dabei wenig Aufmerksamkeit und wirkt in dieser Art von Geschichte fehlplaziert. Auch kommt Valen trotz einiger Scheinhürden relativ leicht an die notwendige Substanz und als es letztlich zum Entzug kommt, fällt dies beinahe unter den Tisch.
Des weiteren wird einer der 3 Prinzen, die um den Thron rittern, als derart bösartig und monströs dargestellt, dass die Autorin ihm ebenso gut ein Schild umhängen hätte können auf dem steht "Trotz meines Rufes bin ich ein Guter!". Die Vorbereitung auf diese "überraschende Wendung" (die im zweiten Band stattfinden wird) hätte man etwas eleganter lösen können.
Der Grund, weswegen F&S "nur" 4 anstatt 5 Sterne bekommt, ist freilich ein anderer. Wie es bei charakterorientierter High Fantasy oft der Fall ist, nimmt sich Carol Berg Zeit um Charakter, Welt und "Probleme" darzustellen, was einen eher ruhigen, wenngleich faszinierenden ersten Abschnitt zur Folge hat. So weit, so gut. Doch nachdem die Handlung gegen Ende so richtig in Fahrt kommt und stark an Tempo, Spannung und Emotion zulegt, wird sie jäh abgewürgt. Die aufgestaute Spannung findet im missglückten Cliffhanger ein nur unzureichendes Ventil, was den Lesespaß im Nachhinein trübt.

Trotzdem. Flesh and Spirit bietet charakterorientierte High Fantasy vom Feinsten, die Neulinge sowie eingefleischte Fans begeistern wird. Der zweite Teil des Lighthouse Duetts heißt Breath and Bone.

17.04.2009

Rezension: "Kitty Raises Hell" von Carrie Vaughn

Titel: Kitty Raises Hell

Autor: Carrie Vaughn

Genre: Paranormal Fantasy

Seitenanzahl: 336

Erscheinungsdatum:
03/09

Bewertung: 8 von 10 Sternen

Reihe: Kitty and the Midnight Hour, Kitty Goes to Washington, Kitty Takes a Holiday, Kitty and the Silver Bullet, Kitty and the Dead Man's Hand, Kitty Raises Hell, ...

Aus gutem Grund wurden Kitty and the Dead Man's Hand und Kitty Raises Hell innerhalb eines Monats veröffentlicht. Im Gegensatz zu den anderen Bänden hatte sich die Autorin dafür entschieden eine Geschichte in zwei Teilen zu servieren. Wirkt das Ergebnis in Band 5 noch etwas unrund, entschädigt Kitty Raises Hell vollauf.

Was in Vegas passiert, bleibt auch in Vegas – wem dem doch nur so wäre! Kitty und Ben haben keine Zeit für ausgedehnten Honeymoon, denn das Böse ist ihnen nach Hause gefolgt. Die Priesterin des Tiamat-Kultes hat einen Feuergeist entsandt, um alles, was den beiden lieb und teuer ist zu vernichten. Nicht einmal Rick, der Meistervampir Denvers, oder Grant, der Zauberer, können ihnen helfen. Wird Kittys Rudel zu ihr stehen, während der Feuergeist immer neue Opfer findet und Kitty verzweifelt eine Lösung sucht? Oder wird auch sie ein Opfer des Long Game?


Der Handlungsfaden über den Tiamat-Kult mag sich über zwei Romane spannen, doch Kitty Raises Hell ist der eigenständigere und bessere von ihnen. Tatsächlich ändert sich von zentralen Charakteren, über Konflikte und Schauplatz so einiges.Die spielt die Handlung in Denver, wo man Kitty endlich über längere Zeit als Alphawölfin ihres Rudels beobachten kann. Diese Facette hat mir bislang gefehlt, denn sie birgt einiges Konfliktpotential. Ich bin froh zu sehen, dass ich damit Recht gehabt habe. Kittys Entscheidung nicht totalitär, sondern durch Diplomatie und Konsens zu führen, bereitet ihr in dieser schwierigen Zeit einige Probleme, doch sie stellt sich der Herausforderung und wächst daran. Auch Ben kann sich profilieren. Er steht Kitty zur Seite ohne immer einer Meinung mit ihr zu sein und setzt sich gegenüber den anderen Wölfen seines Rudels durch. Gerade weil ihre Beziehung viele Klischees des Genres vermeidet, wirkt sie umso lebendiger.
Zudem bleibt der Kult im Hintergrund, die direkte Bedrohung ist der Feuergeist, der zuerst Häuser und dann Leben zerstört. Vielleicht steckt auch mehr dahinter, aber das verrate ich nicht ;-)
Diese schwer fassbare, unsichtbare und doch konkrete Bedrohung für Kittys Territorium, sorgt von Anfang an für Druck, wodurch im Vergleich zu anderen Kitty Büchern Spannung und Tempo steigen. Kitty muss sich beeilen eine Lösung zu finden und findet anfangs unwillige Verbündete in einem TV-Team für paranormale Investigationen. Bei dieser Crew sind einige interessante Charaktere dabei, von denen wir sicher noch einiges lesen werden.

Kitty Raises Hell ist der beste Kitty Roman seit langem und vielleicht sogar der spannendste. Auf diese Art darf es ruhig weitergehen.

14.04.2009

Rezension: "Dark Watcher" von Lilith Saintcrow

Titel: Dark Watcher

Autor: Lilith Saintcrow

Genre: Paranormal Romance

Seitenanzahl: 186

Erscheinungsdatum:
10/04

Bewertung: 3 von 10 Sternen

Reihe: Dark Watcher, Storm Watcher, Fire Watcher, Cloud Watcher

Um die Lightbringers zu beschützen und gegen die Mächte der Finsternis sowie der Inquisition anzukämpfen, nehmen Männer ein Stück Dunkelheit in sich auf. Sie werden zu Watchers. Nur die Nähe zu ihrer Hexe, kann die Dunkelheit in ihnen bannen und ihre Schmerzen lindern.

Dante ist einer der erfolgreichsten Watchers. Noch nie hat er eine Hexe, die er beschützen musste, verloren. Sein neuester Auftrag besteht darin über Theodora Morgan, eine mächtige Erdhexe und Heilerin, zu wachen. Er kommt gerade rechtzeitig, denn die Inquisition hat die Fährte von Theo und ihren Freundinnen aufgenommen und setzt alles daran die vier Hexen zu vernichten.

Eine Freundin, die ein großer Lilith Saintcrow Fan ist, hat mir Dark Watcher mit der Bemerkung ausgeliehen, dass dieser Roman nicht ihr bester sei. Da es obendrein es von einem Kleinverleger veröffentlicht wurde und vom Setup eine Paranormale Romance zu sein schien (die meisten Romane dieses Genres sagen mir nicht zu), waren meine Erwartungen dementsprechend nieder. Trotzdem wurde ich von der schlechten Qualität des Romans überrascht.
Die Geschichte wird aus der Sicht der zwei Protagonisten, Theo und Dante, erzählt (jeweils 3. Person). Dante, der große Krieger, liest sich wie eine Frau. Sein endloses Schwärmen über Theos Güte, weichem Haar und vollen Lippen, wird nur durch seinen Selbstzweifel übertroffen. Ständig fürchtet er zu versagen oder Theo mit seinen Taten abzuschrecken. Ständig versichert er ihr, dass er sie nur beschützen und sie zu nichts drängen wolle und mit steigender Beständigkeit drehte mir sein Gefasel den Magen um.
Wenn möglich, sind die Kapitel aus Theos Sicht noch schlimmer. Sie ist eine fürchterliche Langweilerin, ein eindimensionaler Gutmensch, der Junkies rettet, krebskranke Kinder heilt und einen Wicca-Laden führt. Um das Grauen, das in ihr Leben getreten ist zu überstehen, nippt sie ständig an Tee oder Suppe. Zu Dante fühlt sie sich natürlich sofort hingezogen und erwidert seine Küsse mit "scheuer Zunge" (Ausdruck wird mehrmals wiederholt). Leider rennt sie mit Scheuklappen durch das Leben und kommt mit Dantes Gewaltbereitschaft, selbst wenn sie zu ihrer Verteidigung eingesetzt wird, nicht zurecht, was Dante wiederum Seelenqualen bereitet. Kurz gesagt, lässt Saintcrow kein Klischee aus, nichts ist ihr zu billig oder zu kitschig.
Der keusche Paarungstanz nimmt den Hauptteil der Handlung ein. Der Kampf gegen die Inquisition bleibt die meiste Zeit im Hintergrund und dient hauptsächlich dazu Theo und Dante zusammenzubringen. In Paranormale Romance gang und gäbe, sehe ich diese Einstellung als schlampiges und oberflächliches Arbeiten an.
Eindimensionale Charaktere, langweilige Handlung und unterdurchschnittlicher Schreibstil (ständige Wiederholungen von Ausdrücken und Inhalten) verdienen nichts anderes als drei Sterne.

12.04.2009

Rezension: "At Grave's End" von Jeanine Frost

Titel: At Grave's End

Autor: Jeanine Frost

Genre: Paranormale Fantasy

Seitenanzahl: 352

Erscheinungsdatum: 01/09

Bewertung: 5 von 10 Sternen

Reihe: Halfway to the Grave, One Foot in the Grave, At Grave's End, Destined for an Early Grave (07/09)


Gelegentlich steht mir der Sinn nach Action(shooter)filmen: tolle Kampfchoreographien, übercoole Protagonisten, etwas nackte Haut und wenig Handlung lassen das Popcorn so richtig schmecken. Lesen möchte ich so etwas allerdings nicht. At Grave's End, der dritte Teil der Night Huntress Novels von Jeanine Frost, zeigt warum.

Nach Jahren der Trennung sind Cat und Bones wieder zusammen und lehren den gesetzlosen Vampiren das Fürchten. Patra, die Tochter Kleopatras und mächtige Meistervampirin, sieht ihre Existenz bedroht und erweckt dunkle Mächte, die das Paar vernichten sollen. Vielleicht hätte ihr jemand erklären sollen, was eine selbsterfüllende Prophezeiung ist.

Oft fällt es mir schwer die Handlung eines Buches zusammenzufassen, weil ein Überfluss an Informationen herrscht. Bei At Grave's End kannte ich dieses Problem nicht. Dünn, geradlinig und oberflächlich, kommt sie ohne große Überraschungen aus. 342 Seiten erreicht das Buch nur durch ein Übermaß an Kampfszenen, anderen Gewaltexzessen und Minderwertigkeitskomplexen der Protagonistin. Normalerweise heben Actionszenen Spannung und Tempo. In At Grave's End kommen so viele vor, dass sich ihre Wirkung abnützt. Als es endlich zum großen Showdown kommt, ist er nur einer von vielen Kämpfen - nichts Aufregendes. Überhaupt macht mir die Einstellung zu Gewalt in diesen Büchern Sorgen (und das will was heißen!!). Alternativen werden nicht in Betracht gezogen, selbst wenn sie möglich wären. Als Cat und Bones einen Spion entlarven, quälen sie ihn so lange, bis sie ihm seine Geheimnisse entreißen. Dabei hätte Bones eine seiner neuen Fähigkeiten einsetzen (ja er bekommt schon wieder einige neue hinzu) und seine Gedanken lesen können. Cat ist beleidigt, wenn Bones sie nicht bei jeder Marterei dabeihaben möchte, ich war ihm dankbar. Überhaupt wird Cat als starke Frau dargestellt, die Takt und Diplomatie nicht nötig hat, da sie jedem, der sie schräg anschaut, den Hintern versohlen kann (und wird dafür bewundert). In Wirklichkeit bezieht sie ihr Selbstwertgefühl durch ihre Beziehung zu einem Mann und leidet unter krankhafter Eifersucht. Sie selbst zieht halbnackt auf Vampirjagd und lässt sich von einem zweiten Mann (Tate) umwerben. Wenn Bones, hingegen nur angeguckt wird, verfällt sie in Rage. Auf wie viele Arten soll er ihr denn noch seine Liebe beweisen?! Zudem verändern die Eifersuchtsszenen die Chemie des Paares, die ohnehin schon am Schwinden ist. Unter Erotik verstehe ich nämlich etwas anderes als den ständigen Wechsel von nuttigen Outfits und eine zum Gähnen verleitende Sexszene (die unter dem Motto zu stehen scheint: wie man eine streitende Frau zum Schweigen bringt). Wie andere Nebencharaktere auch, erfüllt Tate eine Funktion anstatt ein eigenständiger Charakter zu sein (in seinem Fall soll er Spannung in die Beziehung bringen und ein braver Agent sein). Insbesondere der Obervampir Mencheres und Patra, die Antagonistin, enttäuschen. Mencheres lässt sich viel zu leicht von Cat und Bones dominieren und Patra ist eine blasse Gegnerin, die ihre Möglichkeiten nicht nutzt. Weitere Charaktere werden vorgestellt, von denen man im Vorhinein weiß, dass sie als Kanonenfutter enden werden. Ihr Verlust ist verschmerzbar.

Bei Halfway to the Grave war ich mir sicher, in Jeanine Frost eine neue Lieblingsautorin gefunden zu haben, worauf in One Foot in the Grave die Enttäuschung folgte (siehe meine Rezensionen). Mit At Grave's End endet für mich das Abenteuer Nighthuntress Novels. Zu oberflächlich, zu substanzlos sind Handlung und Charaktere, zu fad die ständigen Gewaltszenen. Schade, dass ich wieder einmal eine Lieblingsautorin vorzeitig zu Grabe tragen muss.

11.04.2009

Rezension: "Magic Strikes" von Ilona Andrews

Titel: Magic Strikes

Autor: Ilona Andrews

Genre: Paranormale Fantasy

Seitenanzahl: 320

Erscheinungsdatum:
03/09

Bewertung: 9 von 10 Sternen

Reihe: Magic Bites, Magic Burns, Magic Strikes


Sobald Gestaltwandler in die Pubertät geraten, haben sie die Wahl: entweder folgen sie dem Code und leben ein Leben voll Selbstdisziplin unterwerfen sich den strengen Regeln des Packs oder sie lassen dem inneren Biest freien Lauf und werden zum Loup.
Dass Jim, der Sicherheitsberater des Packs und Currans Vertrauter, sich plötzlich dafür entscheidet die Regeln des Packs zu brechen, einen Mord zu verheimlichen und sich in die Geschäfte der Mitternachtsspiele zu involvieren ist schlimm genug. Dass Derek dafür büßen muss und fast ums Leben kommt, ist unverzeihlich. Was hat Jim vor und was geschieht in der blutgetränkten Arena der Mitternachtsspiele? Kate nimmt die Ermittlungen auf. Doch wird sie sich auf Jims Seite schlagen oder auf die des Packs und damit Currans?

Lobeshymnen sind nicht meine Stärke. Ich sage es, wie ich es sehe. Ich kenne niemanden, der derzeit bessere Paranormale Fantasy schreibt als Ilona Andrews. Wenn ich einen Beschwerdepunkt habe, sind es die Cover und dafür kann ein Autor bekanntlich nichts. Ilona Andrews hätte etwas Besseres verdient als eine Frau, die sich den Kopf mit einem Schwert kahlrasieren möchte.
Das Autorenduo, das hinter dem Namen steckt, hat ein untrügliches Gespür fürs Genre. Es verleiht vertrauten, beliebten Elementen einen neuen Anstrich und hebt sich dadurch weit von der Masse ab. Selbst im dritten Band noch fasziniert das Setting. Atlanta, das abwechselnd von magischen und technologischen Wellen heimgesucht wird, ist ein Schmelztiegel verschiedenster Kulturen und Rassen und bildet den perfekten Hintergrund für Konflikte aller Art. Ebenso interessant ist, wie die Nekromanten mit ihren Vampirställen arbeiten oder das Rudel der Gestaltwandler funktioniert. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal mit Curran, dem Herrscher der Gestaltwandler, Mitleid haben könnte, weil er sich mit diesem Haufen herumschlagen muss, aber in Magic Strikes ist es soweit ;-) Besonders gefällt mir, dass nicht nur die "gewöhnlichen" Gestaltwandler wie Werwölfe oder Tiger vorkommen, sondern auch exotischere wie Werehyänen (Raphael ist toll!), Ratten oder Bären.
Ein weiterer Glanzpunkt sind die Charaktere. Ilona Andrews füllt nicht nur die Protagonisten, sondern auch die Nebenfiguren mit Leben. Derek, Jim, Andrea, Dr. Doolittle, Raphael & Co sie sind eigenständige Personen und wenn einer von ihnen in Gefahr gerät, ist man ebenso um sie besorgt wie um Kate.
Was Kate angeht, kann man eine deutliche Charakterentwicklung sehen. Sie ist willens mehr Verantwortung zu übernehmen und tiefergehende Beziehungen einzugehen, auch wenn es sie in das Sichtfeld ihres Vaters bringt. Auch ihre Beziehung zu Curran macht Babyschritte voran. Currans - ähm - ungewöhnliches Werben und Kates Reaktionen darauf amüsieren mich köstlich.
Ilona Andrews hat nicht nur gute Ideen, sie besitzt auch das schriftstellerische Rüstzeug um sie umzusetzen. Sie ist stark im Ausdruck und kann Atmosphäre und verschiedenste Emotionen transportieren ohne ausschweifend oder blumig zu werden. Düstere Momente wechseln sich mit humorvollen und alltäglichen ab, wodurch sie noch eindringlicher werden.
Die Handlung ist kompakt, in kurzer Seitenzahl passiert relativ viel, wodurch Tempo und Spannung hoch bleiben. Das Resultat ist ein Page Turner aller erster Güte.
Zu guter Letzt kommt auch etwas Bewegung in Kates Vendetta gegen den Nekromanten Roland, ihren Vater. Es scheint so als wolle Andrews diesen Handlungsfaden konsequent verfolgen. Ich bin froh darüber, den es gibt genug ziel- und endlose Reihen in diesem Genre. Derzeit sind 7 Bände für Kate Daniels geplant und ich kann es kaum erwarten sie zu lesen.

08.04.2009

Rezension: Small Favor von Jim Butcher

Titel: Small Favor

Autor: Jim Butcher

Genre: Paranormale Fantasy

Seitenanzahl: 560

Erscheinungsdatum: 04/08

Bewertung: 8 von 10 Sternen

Reihe: Storm Front, Fool Moon, Grave Peril Summer Knight, Death Masks, Blood Rites, Dead Beat, Proven Guilty, White Night, Small Favor, Turn Coat, ...


Es dauerte einige Zeit, bis ich mit den Dresden Files warm wurde. Summer Knight läutete für mich die Wende ein und Small Favor setzt diesen positiven Trend fort.

Wenn man solche Freunde hat, braucht man keine Feinde.

Als Boss Johnny Marcone durch spektakulären Einsatz von Magie in seinem Safe House entführt wird, weint Harry Dresden ihm keine Träne nach. Dann aber meldet sich Mab bei ihm und fordert einen Gefallen ein, den Harry ihr schuldet. Er soll den Gangsterboss aus den Klauen der Denarians befreien. Wenn Harry überleben will, darf er der Sidhekönigin den Wunsch nicht ausschlagen. Wo die Winterkönigin ist, ist die Sommerkönigin nicht weit. Und so muss Harry es mit den Denarians und den Sommersidhe gleichzeitig aufnehmen.

Von allen Dresden Files bisher, gefällt mir Small Favor am besten, da es neben der typischen Nonstop-Action die meiste Charakterentwicklung zeigt. Im Gegensatz zu vielen anderen Hauptfiguren, erweist sich Harry als lernfähig. Seit Band 1 hat er viel erlebt und vor allem die letzten Jahre als Warden und Mollys Lehrmeister haben ihn vieles gelehrt. Er ist besser vorbereitet, hat seine Technik verfeinert, denkt mehr voraus und lässt sich von einem hilflosen Frauengesicht nicht mehr so leicht beeindrucken. Manche dieser Veränderungen sind graduell und finden über Bände hinweg statt. Von anderen sieht man nur das Ergebnis, da sie in der Zeit passieren, die nicht von den Büchern abgedeckt wird. Doch sie alle sind logische Konsequenzen aus Harrys Erfahrungen und keine widerspricht seinen grundlegenden Charakterzügen. Manchen wird die Richtung, in die sich Harry entwickelt, nicht gefallen (ich denke dabei vor allem an sein Liebesleben), doch mir wurde er dadurch sympathischer. Und da diese Reihe 20 bis 23 Bände umfassen soll und wir erst bei Band 10 sind, ist in Liebesdingen ohnehin noch nicht das letzte Wort gesprochen ;-)

Nicht nur Harry, sondern auch die Nebenfiguren entwickeln sich. Charity, Molly, Michael, Murphy und andere – sie haben Erfahrungen gesammelt und sich verändert, wodurch natürlich ihre Beziehung zu Harry betroffen ist. Charity ist Harry gegenüber milder gestimmt, Molly erweist sich als Stütze und Murphys Position wird gestärkt (im Kampf gegen übernatürliche Widersacher wird sie

Natürlich sind in einer mehrbändigen Paranormalen Fantasyreihe Eskalation und deus ex machina ein Thema (immer mächtigere und immer mehr Gegner werfen sich gegen den Helden, der im passenden Moment die nötige magische Kraft bekommt um sie zu besiegen) und die Dresden Files, insbesondere Small Favor, bilden keine Ausnahme. Man muss Butcher jedoch zugute halten, dass er sehr geschickt vorgeht. Hatte Harry in den ersten Bänden noch mit einzelnen Gegnern bzw. Fraktionen zu tun, wird immer deutlicher, dass sie alle miteinander verbunden sind und die machtpolitische Situation wesentlich komplexer ist als angenommen. Mit jedem Roman wird eine weitere Schicht enthüllt und es zeigt sich, dass nicht einmal die Denarians vor Manipulation gefeit sind. Ich hoffe, dass wir bald mehr über das mysteriöse Black Council erfahren werden. Wenn Harry eine neue Fähigkeit bekommt (damit meine ich Hellfire oder Soulfire und nicht eine Verbesserung durch Erfahrung) liefert der Autor einen triftigen Grund dafür und beschränkt die Macht durch Auflagen. So hat man nie das Gefühl, dass Harry zu mächtig ist. Außerdem ist es nicht die neue Kraft, die den Sieg herbeiführt, sondern Harrys Courage, Intelligenz und Einsatz sowie die Hilfe seiner Freunde.

Mit den Denarians sowie Sommer und Winter Sidhe auf der Pelle und dem mysteriösen Black Council im Hintergrund ist Harrys Lage verzwickter den je, was feine Unterhaltung für den Leser bedeutet. Jede Menge spannender Actionszenen und schwarzer Humor in den passenden Momenten lockern die Handlung auf. Es werden kaum neue Elemente eingeführt, Jim Butcher arbeitet mit den zahlreichen bereits vorhandenen und fügt sie in einer neuen Kombination zusammen. Was für manche ein Kritikpunkt sein könnte, gefällt mir gut. Ich finde es toll, wenn sich ein Autor mit den Konsequenzen aus vergangenen Abenteuern auseinandersetzt und es sich nicht einfach macht und eine „cleen slate“ organisiert.

Ich mag intelligente Charaktere, ich mag Charaktere die willens sind an sich zu arbeiten. Ich mag Charaktere, die sich für das Richtige entscheiden, aber die Abgründe ihrer eigenen Seele nicht verleugnen. Ich mag Harry Dresden. Ich mag Small Favor.


01.04.2009

Rezension: "Red Headed Stepchild" von Jaye Wells


Titel: Red Headed Stepchild

Autor: Jaye Wells

Genre: Paranormale Fantasy

Seitenanzahl: 352

Erscheinungsdatum: 03/09

Bewertung: 4 von 10 Sternen

Reihe: Red Headed Stepchild, Mage in Black (01/2010), ...


Für Red Headed Stepchild hatte ich große Erwartungen: Das Konzept war interessant, das Cover ausdruckstark und atmosphärisch, die zahlreichen positiven Rezensionen im Vorfeld vielversprechend. Wie sich herausstellen sollte, reagiere ich auf gewisse Aspekte sensibler als manch anderer Leser. Die Ernüchterung setzte auf Seite 1 ein und meine Meinung sackte immer weiter ab.

Trotz Waffenstillstandes ist die Situation zwischen den Kindern Liliths angespannt. Die Dominae regiert die Vampire mit eisener Hand und die ebenso mächtigen Magier werden von Hekates Rat geführt. Immer mehr ihrer Kinder wechseln die Gefolgschaft und laufen zu einem charismatischen Vampir-Dämonen Mischling über, der Frieden und Freundschaft zwischen allen Rassen predigt.
Um dem ein Ende zu setzen, beauftragt die Dominae ihren besten Assassinen mit der Beseitigung Clovis.

Zeit ihres Lebens hat sich Sabina Kane bemüht den Makel ihrer Geburt auszumerzen und die Zuneigung ihrer Großmutter zu gewinnen. Als ihre Großmutter sie mit der Ermordung Clovis beauftragt, sieht sie eine weitere Möglichkeit dazu. Da sie selbst ein Vampir-Magier Mischling ist, sollte es ihr ein Leichtes sein, Unzufriedenheit mit der Dominae vorzutäuschen und Clovis Anhängerschaft zu infiltrieren.
Während ihrer Mission wird Sabina mit Wahrheiten konfrontiert, die ihr Weltbild auf den Kopf stellen. Wird sie der Dominae treu bleiben oder ihren eigenen Weg finden?

Eine große Klappe kann amüsant sein, solange die Worte nicht nur heiße Luft sind. Ebenso sollte arrogantes Verhalten durch ein gewisses Maß an Kompetenz gerechtfertigt sein. Ansonsten steht ein Charakter bald wie ein Idiot da. Sabina Kane ist so eine Idiotin und da ich ein charakterorientierter Leser bin, und sie obendrein der Ich-Erzähler ist, vermasselte sie mir das Buch.
Sabina hat eine Assassinenschule besucht und ist einer der (wenn nicht der) Top Assassinen der Vampire. Sie hat das arrogante Verhalten und die große Klappe (I’ll go vamp on your ass, you bastard!) einer Person, die sich ihrer Fähigkeiten bewusst ist. Leider besteht ein großer Unterschied zwischen dem, was die Autorin „erzählt“ und dem, was sie „zeigt“. Das Ausmaß an Sabinas Naivität und Inkompetenz überwältigte mich. Zumeist lässt sich Sabina von ihren Emotionen beeinflussen und handelt auf gut Glück. Wenn sie welche hat sind ihre (Angriffs)Pläne löchrig und unüberlegt. Sie trifft dumme Entscheidungen, verliert ständig Kämpfe und muss gerettet werden. Obendrein sind manche dieser Kampfszenen unglaubwürdig.
Wäre Sabina kein ausgebildeter Assassine, könnte ich ihr Verhalten entschuldigen. Ihr isoliertes Aufwachsen, der Wunsch ihrer Großmutter zu gefallen, erklären auch einiges. Doch als erfolgreicher, 53jähriger Profi sollte sie mehr Kompetenz, mehr Reife besitzen.

Neben der Hauptfigur stach mir nur ein weiterer Charakter ins Auge. Gikuhl ist ein Dämon in Gestalt einer haarlosen Katze. Er ist erfrischend respektlos und sorgt für Komik. Dass er, frisch aus der Unterwelt gekommen, weiß wie man Fernseher und Kreditkarten verwendet, hat mich dann doch überrascht. Die restlichen Nebencharaktere und Antagonisten wachsen nicht über stereotype Schemen hinaus. Natürlich gibt es Typen, bei denen Sabinas Höschen feucht wird. Doch da sie der widerspenstige, „Nur über meine Leiche!“ Typ ist, kommt es im ersten Band zu keinen Sexszenen.

Die Knochen von Red Headed Stepchild sind gut, sonst hätte ich das Buch bald aufgegeben. Leider lässt die Ausführung einiges zu wünschen übrig. Ich hätte gerne gesehen, was eine andere Autorin aus diesem Konzept macht. Fürs Erste hat sich das Thema Jaye Wells und Sabina Kane für mich erledigt.