22.01.2010

Rezension: "Amazon Ink" von Lori Devoti

Titel: Amazon Ink

Autor: Lori Devoti

Genre: Paranormale Fantasy

Seitenanzahl: 372

Erscheinungsdatum: 05/09

Bewertung: 8 von 10 Sternen

Reihe: 
Amazon Ink, Amazon Queen, ...

 
Als Leser habe ich gewisse Vorurteile und nur selten mache ich mir die Mühe sie auf die Probe zu stellen. Als Amazon Ink erschien, hätte ich es nicht einmal mit einer Zange angefasst. Erstens nennt sich die Autorin Lori Devoti. Ich betone: DEVOTI. In Erotika verwenden Autoren gerne zweideutige Pseudonyme, aber für eine Paranormale Fantasyreihe birgt dieser Name zu starke, unpassende Anspielungen. Zweitens wusste ich, dass die Autorin normalerweise Liebesromane für Harlequin schreibt, was für mich keine Empfehlung darstellt. Drittens handelt der Roman dieser Romance Autorin mit einem zweideutigen Pseudonym von Amazonen. Ich betone: AMAZONEN. Meine Vorstellungskraft lief auf Hochtouren und die Bilder, die mir in den Kopf schossen, waren wenig schmeichelhaft. Viertens fand ich das Cover unansprechend.

Dann kam meine Freundin ins Spiel, mit der ich gelegentlich Bücher tausche. Unsere Geschmäcker ähneln sich genug, dass ich ihrem Urteil vertraue, wenn sie mir ein Buch in die Hand drückt, das ich normalerweise nicht lesen würde. Das letzte Buch dieser Art war Amazon Ink.

Das 21. Jahrhundert mag angebrochen sein, doch die Amazonen haben ihre Traditionen bewahrt. Noch immer ziehen sie von Ort zu Ort, üben sich in Kampfkünsten sowie Magie und verehren Artemis. Aber auch weniger schöne Traditionen haben sich erhalten. Sie fühlen sich den Menschen überlegen, leben in strengen Kasten und setzen ihre männlichen Nachkommen aus.
Melanippe Saka wollte ihren Sohn nicht aufgeben. Als sie eine Fehlgeburt erlitt, musste sie die die Stammeszauberin verdächtigen. Erbittert verließ Mel als erste Amazone den Stamm und baute sich unter den Menschen eine neue Existenz auf. Bald folgten ihr ihre Großmutter, eine Magierin, und ihre Mutter, eine Kriegerin. Zusammen führen sie ein Tätowierladen und ziehen Mels Tochter auf, bis eines Tages zwei Leichen von jungen Amazonen auf ihrem Grundstück landen und die Vergangenheit sie einholt.

Mel ist die Ich-Erzählerin und Hauptfigur des Buches und die ersten paar Seiten macht sie es einem noch schwer. Während der Leser noch keine Ahnung hat und sich erst in die Geschichte einlesen muss, wirkt sie bereits gestresst und fahrig. Doch sobald man mehr über die Hintergründe erfährt, baut dieser Stil große Spannung auf und reißt den Leser mit. Devoti versteht es hervorragend Emotionen zu transportieren.
Im Laufe der Geschichte muss sich Mel mit zahlreichen Konflikten auseinandersetzen. Der Serienmörder ist dabei noch der harmloseste. Obwohl sie den Stamm hinter sich gelassen hat, muss sie erkennen, dass sie noch sehr von alten Vorurteilen geprägt wird. Dabei muss man verstehen (und akzeptieren), dass Amazonen eine eigene Rasse - eine Art Übermensch - sind. Sie sind stärker, leben länger, werden von ihren Instinkten getrieben (vor allem Rachsucht und Wut) und manche von ihnen beherrschen Magie. In gewisser Hinsicht ist ihre Arroganz also gerechtfertigt. Doch Mel hinterfragt viele ihrer Traditionen und als die Vergangenheit sie einholt, prallen Weltanschauungen aufeinander. Mel kann zwar die Beweggründe der Amazonen verstehen, sie aber nicht mehr gutheißen. Schlussendlich muss Mel erkennen, dass selbst sie noch von ihrer Erziehung geblendet ist.
Nachdem sie ihren Sohn verloren hat, ist es Mels größte Motivation ihre Tochter zu beschützen. Diese ist im Teenageralter und weiß nicht von ihrer Abstammung. Zu sehen, wie Mel mit den besten Absichten Fehler begeht und sich schlussendlich damit auseinandersetzen muss, ist sehr interessant.

So begeistert ich auch von dieser neuen Reihe bin, habe ich auch kleinere Kritikpunkte. Zum einen wiederholt sich die Autorin oft in ihren Aussagen. Die aufgebaute Spannung hilft darüber hinweg. Zum anderen betont Mel immer wieder, dass sie niemandem vertrauen kann, nicht einmal ihrer Familie und das zu Recht. Doch selbst wenn Mel mit dem Missbrauch ihres Vertrauens konfrontiert wird, zieht sie keine Konsequenzen. Sie lässt die Situation einfach weiterlaufen - vermeidet sogar eine Aussprache. Das hat mir nicht gefallen.

Amazon Ink hat mich vollkommen überrascht. Es ist der Auftakt zu einer spannenden, emotionsreichen Paranormalen Fantasyreihe, die ohne Vampire, Werwölfe, Hexen und Dämonen auskommt.

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