Titel: Flesh and Spirit
Autor: Carol Berg
Genre: High Fantasy
HC, Seitenanzahl: 432
Erscheinungsdatum: 05/07
Bewertung: 8 von 10 Sternen
Reihe: Flesh and Spirit, Breath and Bone
Dass Carol Berg schreiben kann, wusste ich ja. Nur leider hat sie die Neigung ihre Ideen zu recyclen, sodass ihre bisherigen Werke (Rai-kirah Trilogie, Song of the Beast, Bridge d'Arnath Reihe) unwillkommen starke Parallelen aufwiesen. Das wiederum lies mich zögern ihren neuesten Zyklus, The Lighthouse Duett, zu kaufen. Zu meiner Freude erfüllten sich meine Befürchtungen nicht. Die Ähnlichkeiten halten sich in Grenzen und sind durchwegs positiv. So brilliert die Autorin mit dem Portrait ihres Hauptcharakters, der (wieder einmal) ein Ausgestoßener ist, sowie mit einer vielschichtigen Handlung. In Kombination mit dem ungewöhnlichen Magiesystem, dem Weltenentwurf (Welt, die kurz vor der Apokalypse steht) und dem Hauptschauplatz (ein Mönchskloster, das ein Hauch von Der Name der Rose umgibt) ergeben sie ein gelungenes Ganzes.
Reinblüter leben ein Leben im goldenen Käfig. Einerseits haben die Zauberer großen Einfluss und viele Privilegien, doch Freiheit und Selbstbestimmung gehören nicht dazu. Von der Wiege bis in den Tod wird ihr Leben vom Familienoberhaupt, dem Besitzer ihres Arbeitsvertrages und dem Amt für Erhaltung der Blutlinien (Pureblood Registry) bestimmt. Für Valen, dem seine Mutter einen Tod in Wasser Blut und Eis prophezeit hat, ist es Grund genug, Reißaus zu nehmen. 12 Jahre lang taucht er erfolgreich unter, bis ihn sein Glück verlässt. Verwundet und ausgeraubt droht er im Schneeregen zu erfrieren, bis ein vorbeifahrender Mönch ihn rettet.
Im nahegelegenen Kloster findet Valen Heilung und Zuflucht und da er nichts Besseres vorhat, beschließt er in den Orden einzutreten. Der Abt ist nur zu bereit ihn aufzunehmen, denn Valens einziger Besitz, ein Atlas, soll Karten enthalten, die in das Reich der Danae führen (Danae sind eine Mischung aus Elfen und Engeln).
Bald bemerkt Valen, dass das Kloster mehr ist als ein Ort des Gebetes und er wird in einen Sumpf aus Intrigen und Verschwörungen gezogen. Die Mönche bereiten sich auf die Zeit nach der Apokalypse vor, während der Kampf um die Thronfolge mit unverminderter Wut anhält, die Magie weiter schwindet und Apokalyptiker das Land unsicher machen. Und dann holt Valens Vergangenheit - seine Familie - ihn ein ...
Bei aller Begeisterung gibt es aber auch ein paar kleinere Kritikpunkte. Carol Berg baut aus zahlreichen Elementen eine faszinierende, vielschichtige Geschichte. Als überflüssig und halbgar habe ich jedoch Valens Drogenabhängigkeit empfunden. Gewiss, sie ist ein handlungsbestimmendes Element (wichtig für Motivation der Hauptfigur sowie für gewisse Wendungen), doch ihre Ausformung ist misslungen. Der doulon ist eine Mischung aus Zauberspruch und Opiat, der Schmerz in Lust umwandelt, und dem Valen immer mehr verfällt. Der Lust-Faktor findet dabei wenig Aufmerksamkeit und wirkt in dieser Art von Geschichte fehlplaziert. Auch kommt Valen trotz einiger Scheinhürden relativ leicht an die notwendige Substanz und als es letztlich zum Entzug kommt, fällt dies beinahe unter den Tisch.
Des weiteren wird einer der 3 Prinzen, die um den Thron rittern, als derart bösartig und monströs dargestellt, dass die Autorin ihm ebenso gut ein Schild umhängen hätte können auf dem steht "Trotz meines Rufes bin ich ein Guter!". Die Vorbereitung auf diese "überraschende Wendung" (die im zweiten Band stattfinden wird) hätte man etwas eleganter lösen können.
Der Grund, weswegen F&S "nur" 4 anstatt 5 Sterne bekommt, ist freilich ein anderer. Wie es bei charakterorientierter High Fantasy oft der Fall ist, nimmt sich Carol Berg Zeit um Charakter, Welt und "Probleme" darzustellen, was einen eher ruhigen, wenngleich faszinierenden ersten Abschnitt zur Folge hat. So weit, so gut. Doch nachdem die Handlung gegen Ende so richtig in Fahrt kommt und stark an Tempo, Spannung und Emotion zulegt, wird sie jäh abgewürgt. Die aufgestaute Spannung findet im missglückten Cliffhanger ein nur unzureichendes Ventil, was den Lesespaß im Nachhinein trübt.
Trotzdem. Flesh and Spirit bietet charakterorientierte High Fantasy vom Feinsten, die Neulinge sowie eingefleischte Fans begeistern wird. Der zweite Teil des Lighthouse Duetts heißt Breath and Bone.
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