Autor: Jim Butcher
Genre: Paranormale Fantasy
Seitenanzahl: 560
Erscheinungsdatum: 04/08
Bewertung: 8 von 10 Sternen
Reihe: Storm Front, Fool Moon, Grave Peril Summer Knight, Death Masks, Blood Rites, Dead Beat, Proven Guilty, White Night, Small Favor, Turn Coat, ...
Es dauerte einige Zeit, bis ich mit den Dresden Files warm wurde. Summer Knight läutete für mich die Wende ein und Small Favor setzt diesen positiven Trend fort.
Wenn man solche Freunde hat, braucht man keine Feinde.
Als Boss Johnny Marcone durch spektakulären Einsatz von Magie in seinem Safe House entführt wird, weint Harry Dresden ihm keine Träne nach. Dann aber meldet sich Mab bei ihm und fordert einen Gefallen ein, den Harry ihr schuldet. Er soll den Gangsterboss aus den Klauen der Denarians befreien. Wenn Harry überleben will, darf er der Sidhekönigin den Wunsch nicht ausschlagen. Wo die Winterkönigin ist, ist die Sommerkönigin nicht weit. Und so muss Harry es mit den Denarians und den Sommersidhe gleichzeitig aufnehmen.
Von allen Dresden Files bisher, gefällt mir Small Favor am besten, da es neben der typischen Nonstop-Action die meiste Charakterentwicklung zeigt. Im Gegensatz zu vielen anderen Hauptfiguren, erweist sich Harry als lernfähig. Seit Band 1 hat er viel erlebt und vor allem die letzten Jahre als Warden und Mollys Lehrmeister haben ihn vieles gelehrt. Er ist besser vorbereitet, hat seine Technik verfeinert, denkt mehr voraus und lässt sich von einem hilflosen Frauengesicht nicht mehr so leicht beeindrucken. Manche dieser Veränderungen sind graduell und finden über Bände hinweg statt. Von anderen sieht man nur das Ergebnis, da sie in der Zeit passieren, die nicht von den Büchern abgedeckt wird. Doch sie alle sind logische Konsequenzen aus Harrys Erfahrungen und keine widerspricht seinen grundlegenden Charakterzügen. Manchen wird die Richtung, in die sich Harry entwickelt, nicht gefallen (ich denke dabei vor allem an sein Liebesleben), doch mir wurde er dadurch sympathischer. Und da diese Reihe 20 bis 23 Bände umfassen soll und wir erst bei Band 10 sind, ist in Liebesdingen ohnehin noch nicht das letzte Wort gesprochen ;-)
Nicht nur Harry, sondern auch die Nebenfiguren entwickeln sich. Charity, Molly, Michael, Murphy und andere – sie haben Erfahrungen gesammelt und sich verändert, wodurch natürlich ihre Beziehung zu Harry betroffen ist. Charity ist Harry gegenüber milder gestimmt, Molly erweist sich als Stütze und Murphys Position wird gestärkt (im Kampf gegen übernatürliche Widersacher wird sie
Natürlich sind in einer mehrbändigen Paranormalen Fantasyreihe Eskalation und deus ex machina ein Thema (immer mächtigere und immer mehr Gegner werfen sich gegen den Helden, der im passenden Moment die nötige magische Kraft bekommt um sie zu besiegen) und die Dresden Files, insbesondere Small Favor, bilden keine Ausnahme. Man muss Butcher jedoch zugute halten, dass er sehr geschickt vorgeht. Hatte Harry in den ersten Bänden noch mit einzelnen Gegnern bzw. Fraktionen zu tun, wird immer deutlicher, dass sie alle miteinander verbunden sind und die machtpolitische Situation wesentlich komplexer ist als angenommen. Mit jedem Roman wird eine weitere Schicht enthüllt und es zeigt sich, dass nicht einmal die Denarians vor Manipulation gefeit sind. Ich hoffe, dass wir bald mehr über das mysteriöse Black Council erfahren werden. Wenn Harry eine neue Fähigkeit bekommt (damit meine ich Hellfire oder Soulfire und nicht eine Verbesserung durch Erfahrung) liefert der Autor einen triftigen Grund dafür und beschränkt die Macht durch Auflagen. So hat man nie das Gefühl, dass Harry zu mächtig ist. Außerdem ist es nicht die neue Kraft, die den Sieg herbeiführt, sondern Harrys Courage, Intelligenz und Einsatz sowie die Hilfe seiner Freunde.
Mit den Denarians sowie Sommer und Winter Sidhe auf der Pelle und dem mysteriösen Black Council im Hintergrund ist Harrys Lage verzwickter den je, was feine Unterhaltung für den Leser bedeutet. Jede Menge spannender Actionszenen und schwarzer Humor in den passenden Momenten lockern die Handlung auf. Es werden kaum neue Elemente eingeführt, Jim Butcher arbeitet mit den zahlreichen bereits vorhandenen und fügt sie in einer neuen Kombination zusammen. Was für manche ein Kritikpunkt sein könnte, gefällt mir gut. Ich finde es toll, wenn sich ein Autor mit den Konsequenzen aus vergangenen Abenteuern auseinandersetzt und es sich nicht einfach macht und eine „cleen slate“ organisiert.
Ich mag intelligente Charaktere, ich mag Charaktere die willens sind an sich zu arbeiten. Ich mag Charaktere, die sich für das Richtige entscheiden, aber die Abgründe ihrer eigenen Seele nicht verleugnen. Ich mag Harry Dresden. Ich mag Small Favor.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen