10.11.2009

Rezension: "Santa Olivia" von Jacqueline Carey

Titel:Santa Olivia

Autoren: Jacqueline Carey

Genre: Paranormale Fantasy

Seitenanzahl: 352

Erscheinungsdatum:
05/09

Bewertung:8 von 10 Sternen

Reihe: Santa Olivia, Santiago at Large,


Jeder Autor träumt davon eine erfolgreiche Reihe zu schreiben. Dieser Traum wird alsbald zum Albtraum, wenn jeder Versuch etwas anderes zu veröffentlichen im Vergleich ein kommerzieller Misserfolg wird. Jacqueline Carey kennt dieses Problem. Während sich ihre Kushiel-Reihe und deren Ableger höchster Beliebtheit erfreuen, entwickelte sich ihre High Fantasy Dilogie Banewreaker, Godslayer zum Reinfall. Auch mich konnte diese Dilogie nicht überzeugen.
Santa Olivia stellt also den zweiten Versuch Careys dar, etwas Neues auf die Beine zu stellen. Abgesehen davon, dass es sich um mutige, Grenzen auslotende und hervorragend geschriebene Geschichten handelt, haben Santa Olivia und die Kushiel Reihe wenig gemein.
Santa Olivia einzuordnen ist nicht leicht - es ist ein Schmelztigel verschiedenster Einflüsse: Nah-Zukunft, postapokalyptische, militärische Science Fiction, Dystopie, Superhelden Comics und Boxerstory gehen Hand in Hand mit Paranormalen Fantasyelementen. Unterschwellig werden verschiedenste explosive Themen behandelt - von Immigrationspolitik über Sexualität. Für wen ist diese mutige, wenn auch seltsame Mixtur geeignet? Für jeden, der wie ich gerne Paranormale Fantasy liest, Neuem aufgeschlossen ist und eine hervorragende Geschichte genießen will. Santa Olivia mag mehr Science Fiction Elemente enthalten, liest sich aber wie Paranormale Fantasy bzw. wie PF, die sich nicht von den Zwängen des Genres unterwirft.

Um die Pandemie, die weltweit Millionen von Menschen hinwegraffte, einzugrenzen, wurde zwischen Mexiko und den USA eine Militärzone eingerichtet. Niemand weiß, dass es dort noch Zivilisten gibt, Einheimische, die vom Militär mit eiserner Hand regiert werden und als Dienstboten und zur Unterhaltung missbraucht werden. Die einzige Möglichkeit zu entkommen ist einen Boxwettkampf gegen den derzeit herrschenden Militärchampion zu gewinnen - ein Unterfangen, das noch niemandem gelungen ist.
In diese Hölle auf Erden wird ein Kind ohne Furcht geboren. Loups Vater war ein entflohenes, genetisches Experiment, designt um als perfekte Waffe zu dienen, ihre Mutter eine mittellose Einheimische. Loup hat alle Stärken ihres Vaters geerbt und all seine Schwächen. Tagtäglich sieht sie die Grausamkeit und Willkür des Militärs und beschließt schlussendlich etwas dagegen zu unternehmen. Im Namen Santa Olivias, dem Patron ihrer Heimatstadt, wird sie zur Rächerin, bis ihr das Schicksal einen Strich durch die Rechnung macht.

Im Gegensatz zu der Kushiel-Trilogie wird Santa Olivia in der Dritten Person erzählt. Mit Loup Garou, der Hauptfigur ist Carey ein Kunststück gelungen. Loup ist genetisch bedingt furchtlos, auch andere Gefühle wie Neid oder Hass sind davon betroffen. Besonders deutlich wird dieser Unterschied in den Szenen, die aus ihrer Sicht erzählt werden. Immer würde diese Erzählperspektive jedoch nicht funktionieren. Deswegen wird der Großteil aus der Sicht anderer erzählt. Sie transportieren jene Emotionen, die Loup fehlen, für Spannung und eine ausgewogene Geschichte allerdings notwendig sind. Damit entsteht auch etwas Distanz zur Hauptfigur. Für Leser/innen von Paranormaler Fantasy, die zumeist tief in die emotionalen Wirrungen des Protagonisten eintauchen, kann das ungewohnt sein.
Im Rahmen einer Paranormalen Fantasy und für jemanden wie mich, der kaum Science Fiction liest, ist das Setting neu und aufregend. Die Autorin hat ihr Was wäre wenn"-Szenario gut durchdacht. Politische Themen durchziehen das ganze Buch, wirken allerdings nie erdrückend.
Das einzige Problem, das ich mit Santa Olivia hatte war das Ende. Dem Höhepunkt fehlte etwas an Punch und der Abspann geriet zu glatt. Nach allem, was Loup durchmachen musste, fielen ihr in den letzten paar Seiten alle Dinge zu rasch und zu einfach in den Schoß. Hier hatte ich mir mehr erhofft.

Falls Carey beschließt aus diesem Buch eine Reihe zu machen, werde ich sie mir aber auf jeden Fall zulegen. Santa Olivia kann als Einzelband funktionieren, auf den allerdings weitere Bände folgen könnten. Nicht alle Handlungsfäden werden am Ende abgeschlossen.

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