25.11.2009

Rezension: "Rosemary and Rue" von Seanan McGuire

Titel: Rosemary and Rue

Autor: Seanan McGuire

Genre: Paranormale Fantasy

Seitenanzahl: 368

Erscheinungsdatum:
9/09

Bewertung: 7 von 10 Sternen

Reihe: Rosemary and Rue, A Local Habitation



Manchmal befinde ich mich am Rande der Verzweiflung. Ich bin ein Fan des Paranormalen Fantasygenres. Aber es scheint nur zwei Haupthandlungen zu geben: entweder dreht sich die Geschichte um eine Liebesbeziehung oder um einen Mordfall. Die paranormalen Wesen mögen sich abwechseln und hin und wieder peppen politische Intrigen oder alles zerstörende Bösewichte die Handlung auf, doch um aus diesem Einheitsbrei herauszustechen bedarf es einiger ausgefallener Ideen und/oder eines ausgezeichneten Schreibstils. Seanan McGuire, die Autorin von Rosemary and Rue, besitzt keines von beidem.


October Daye lebt zwischen den Welten. Einerseits hat sie eine normale, menschliche Familie und arbeitet als Privatdetektivin. Andererseits hat sie sich den widerwilligen Respekt der Fae erarbeitet. Nur wenige Wechselbälger dürfen sich Ritter eines Fae Hofes nennen.
Eines Tages verlässt October ihr Glück und sie verfängt sich in einem Zauber. Erst 14 Jahre später kann sich die junge Frau daraus befreien.
Doch während sie gefangen war und nicht alterte, hat sich die Welt um sie herum verändert. Ihre Familie will nichts mehr mit ihr zu tun haben und die neuartige Technologie gibt ihr Rätsel auf.
October zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück, bis eine alte Bekannte ermordet wird und sie durch einen Zauberspruch gezwungen wird deren Mörder zu finden.

Rosemary and Rue ist kompetent geschrieben - mehr aber nicht. Die Autorin hat Handlung, Charaktere und Setting im Griff. Auch wenn mir ihr "noir-ischer" Stil etwas zu trübselig und humorlos ist, so weist er keine groben Mängel auf (halbwegs flüssig; Dialoge okay). Zudem habe ich lange mehr keinen so guten, multifunktionalen Prolog gelesen (spannend in sich selbst, bildet den Übergang zwischen Tobys altem und neuem Leben, baut zahlreiche Konflikte auf).
Bedauerlicherweise kann das Buch nicht das Niveau vom Prolog halten. Es harkt es bei Tempo, Handlungsverlauf und Originalität sowie dem Charakterausbau.
Wie in meiner Einführung angedeutet gibt es in diesem Buch nichts, was ich nicht in einem anderen Buch - nur besser - gelesen hätte. Die Hauptfigur ist wieder einmal eine Privatdetektivin, die überraschender Weise einen Mord aufklären muss - eine Arbeit, die nur zäh vorangeht. Die ersten 300 Seiten informiert October alle Betroffenen, wird verfolgt, verwundet und abermals verwundet, bekommt Hinweise, mit denen sie nichts anzufangen weiß und tappt generell im Dunkeln. Obwohl sie ein Ritter ist, hatte ich nie den Eindruck, dass sie kompetent ist oder weiß, was sie tut oder was ihr nächster Schritt sein soll.
Dazwischen bekommt man jede Menge Info über Octobers Vergangenheit und die Fae. Die Fae sind von irischen Mythen inspiriert und man bekommt einige eher unbekannte zu Gesicht (zb. Rosegoblins). Potential wäre vorhanden, nur die Präsentation erschien mir etwas zu trocken. Ähnlich erging es mir mit October. Auf dem Reißbrett interessant und komplex entworfen, kann sie in der Geschichte nicht recht überzeugen. In ihr geht fast zu viel vor (sei es ihre Familie, die sich von ihr abgewendet hat, ihre verrückte Mutter, ihre problematischer Status als Wechselbalg und Ritter, ihre zwiespältige Haltung zu ihrem Lehnsherren und dessen Tochter, ihre Vergangenheit als Assassine/Diebin/was auch immer und die ungesunde Beziehung zu ihrem damaligen Mentor, ihr verlorenes Selbstwertgefühl, etc., etc.) . Mir wäre es lieber gewesen, die Autorin hätte sich auf weniger Elemente konzentriert und die mit der gebührenden Beachtung präsentiert.

Weder die zähe und geradlinige "Ich tappe im Dunklen, bis ich über die Lösung stolpere"-Handlung, noch die reichliche, aber blutleere Hintergrundinformation bauen Spannung auf. Selbst der Zauberspruch, der October zwingt den Mordfall aufzuklären, verfehlt in dieser Hinsicht seine Wirkung. Normalerweise sorgen Zeitlimits für Motivation, Tempo und Spannung. Nicht so in Rosemary and Rue.

Im Endeffekt fiel es mir einfach zu leicht das Buch wegzulegen und zu schwer es wieder aufzunehmen. Wem Kat Richardsons Greywalker Reihe und die früheren Bände der Dresden Files von Jim Butcher gefallen haben, der könnte dennoch an Rosemary and Rue Geschmack finden.

Keine Kommentare: